Samisdat

Das Bulletin Niederschlesien wurde 1981 von Solidarność-Aktivisten auf einem Matrizendrucker produziert

Samisdat ([samizˈdat]; russisch самиздат; wissenschaftliche Transliteration: samizdat; von сам sam ‚selbst‘ und издательство isdatelstwo ‚Verlag‘; wörtlich: ‚selbst Herausgegebenes‘ oder ‚Selbstverlag‘) bezeichnete in der UdSSR und später auch in weiten Teilen des Ostblocks die Verbreitung von alternativer, nicht systemkonformer, zumeist verbotener „grauer“ Literatur über nichtoffizielle Kanäle. Beispielsweise wurden Texte per Hand oder Schreibmaschine abgeschrieben, fotokopiert oder auf andere Weise vervielfältigt und anschließend privat von Hand zu Hand weitergegeben.

Samisdat-Literatur gab es in nennenswertem Umfang in der Sowjetunion, Polen, der DDR, der Tschechoslowakei und Ungarn. Schriftsteller, Dichter, Publizisten und Sänger konnten kritische oder von den ästhetischen Normen des Sozialistischen Realismus abweichende Texte nur in Ausnahmefällen im staatlich kontrollierten Verlagswesen veröffentlichen. So war der Samisdat neben privaten Lesungen oft der einzige Weg, nichtkonforme Texte einem breiteren Publikum im eigenen Land zugänglich zu machen.

Die Entsprechung des Samisdat in der Musik war unter dem Terminus Magnitisdat bekannt. Mitschnitte von Konzerten nichtkonformer Sänger wie Wladimir Wyssozki wurden per Tonbandkopie weiterverbreitet. Eine weitere, bereits seit den 1940er Jahren praktizierte Form der Verbreitung von Tonaufnahmen war der ‚Rock auf den Knochen‘ (рок на костях rok na kostjach), wobei eine Tonspur auf eine Röntgenaufnahme geprägt wurde, die anschließend mittels eines herkömmlichen Schallplattenspielers wiedergegeben werden konnte.


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